Wichtiges Entscheidungskriterium: Die Kosten

Regelmäßig erklären Private Krankenversicherungen (PKV) und ihre Vertreter, dass die Preise für die Private Krankenversicherung im Alter auf gleicher Höhe oder sogar günstiger liegen als bei einer gesetzlichen Krankenkasse (GKV).

Aber wie sieht es wirklich aus?

Natürlich klingt es gut, wenn man in der Privaten Krankenversicherung bessere Leistungen hat als in der gesetzlichen Krankenkasse; und noch besser, wenn man dauerhaft bessere Leistungen bekommt und dabei noch Geld sparen kann!

An dieser Stelle sollte man aber selbst überlegen, wie realistisch dieses Szenario ist.

Selbstverständlich gibt es solche Fälle. Es gibt allerdings auch viele Fälle bei denen die Private Krankenversicherung im Alter teurer ist. Daher sollte man mit sehr optimistischen "Werbeaussagen" von dauerhaft günstigen Preisen in der Privaten Krankenversicherung kritisch umgehen! Die Wahrheit sieht oft anders aus: Im Alter kann eine Private Krankenversicherung (deutlich) teurer sein als die gesetzliche Krankenkasse. Verschiedene Faktoren haben einen Einfluss auf die Höhe der Beiträge im Alter. Wenn man sich damit während des Arbeitslebens nicht beschäftigt, steigt das Risiko, dass man im Alter sehr hohe Krankenversicherungsbeiträge zahlen muss.

Wie kann man dieses Problem lösen?

Zunächst einmal ist davon abzuraten übereilt, in die Private Krankenversicherung zu wechseln, nur um Geld zu sparen.

Sowohl die Beiträge in der gesetzlichen Kasse als auch der Privaten Krankenversicherung steigen im Laufe der Jahre an. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Ein wichtiger Aspekt bei einer vernünftigen Planung ist folgender: Wenn man in die Private Krankenversicherung wechselt, sollte man zusätzlich einen Teil seines Budgets für die Beiträge im Alter ansparen. Hierfür gibt es verschiedene Modelle.

Was tut die PKV um Preiserhöhungen zu begrenzen?

Der gesetzliche Zuschlag

Wenn man jetzt eine Private Krankenversicherung abschließt, werden automatisch 10 Prozent des Beitrages als Polster für später zurückgelegt. Diesen gesetzlichen Zuschlag bezahlt man bis zum 60. Lebensjahr. Ab dem 65. Lebensjahr werden Teile dieses Guthabens entnommen, um zukünftige Beitragserhöhungen zu verhindern oder zu begrenzen. Ab dem 80. Lebensjahr wird das restliche Guthaben genutzt, um den Krankenversicherungsbeitrag zu senken.

Die Alterungsrückstellungen

Darüber hinaus sind in den Beiträgen sogenannte Alterungsrückstellungen enthalten. Hiermit wird ein weiteres finanzielles Polster aufgebaut, um die Beiträge im Alter möglichst stabil zu halten.

An dieser Stelle muss man ganz genau aufpassen, welche Private Krankenversicherung man auswählt.

1. Wenn man einen Preisvergleich für eine Private Krankenversicherung durchführt - und möglichst vergleichbare Leistungen als Vorgabe auswählt, könnte man sich beispielsweise für einen der günstigsten Anbieter entscheiden. Hier besteht folgendes Risiko: Es ist gut möglich, dass die günstigsten Anbieter billige Tarife anbieten, weil sie zu wenig für das Alter ansparen. Es wird also unzureichend in die Alterungsrückstellungen investiert. Wenn ein Krankenversicherer unbedingt viele neuen Kunden gewinnen möchte, kalkuliert er sehr knapp, um im Preisvergleich vorne zu liegen. Dabei bleibt nur wenig Spielraum für Alterungsrückstellungen. Solche Tarife sind nicht besonders beitragsstabil. Da während der Laufzeit zu wenig Geld angespart wurde, ist im Alter mit einem sehr hohen Beitrag zu rechnen.

2. Auf der anderen Seite sollte man auch nicht pauschal einen der teuersten Anbieter auswählen: Es kann viele Gründe geben, warum ein Krankenversicherer schon in jungen Jahren teure Beiträge hat. Die Gleichung "teuer = gut" ist also auch nicht gültig. Bei der Auswahl der richtigen Privaten Krankenversicherung sollte man daher genau aufpassen, welche Versicherungsgesellschaft von den gewünschten Leistungen her passt, aber darüber hinaus auch von den Kennzahlen her geeignet ist. Dies ist nicht leicht.

Warum steigen die Preise?

Das gesetzliche Krankenversicherungssystem in Deutschland hat ein sehr großes Finanzierungsproblem auf Grund der alternden Gesellschaft. Die finanziellen Rücklagen im gesetzlichen System sind im Vergleich zur Privaten Krankenversicherung minimal. Dies ist ein großer Vorteil der Privaten Krankenversicherung. Klar ist aber auch: Steigende Preise sind in beiden Systemen unvermeidbar.

Wenn manche Medien oder Politiker behaupten, dass die Private Krankenversicherung im Alter unbezahlbar ist, handelt es sich dabei oft um eine populistische Pauschalisierung. Schließlich sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung privat krankenversichert. Und die allermeisten sind diversen Untersuchungen zufolge sehr zufrieden in der Privaten Krankenversicherung.

Wie sich die Preise in beiden Systemen in der Zukunft genau entwickeln werden, kann niemand vorhersagen. Als Indiz kann man u.A. die medizinische Inflation heranziehen, welche langfristig bei etwa 5 Prozent pro Jahr beträgt. Ob der gesetzliche Zuschlag von 10 Prozent und die enthaltenen Alterungsrückstellungen ausreichen, um im Alter stabile und gut bezahlbare Krankenversicherungsbeiträge zu haben, ist reine Spekulation und hängt natürlich auch von dem ausgewählten Versicherer ab.

Als privat Krankenversicherter, könnte man au die Idee kommen, im Alter seine Leistungen abzuspecken, um den Monatsbeitrag zu reduzieren. Aber gerade im Alter wünscht man sich eine hochwertige Gesundheitsversorgung. Eine Reduzierung der Leistungen im Alter sollte daher nur als letzte Notlösung gewählt werden. Viel sinnvoller ist es, wenn man schon während des Arbeitslebens parallel zur Privaten Krankenversicherung einen regelmäßigen Beitrag anspart, um damit einen Teil der Beiträge im Alter finanzieren zu können.

Beispiel:

Ein Kunde ist seit über 20 Jahren in einer Privaten Krankenversicherung und steht ein paar Jahre vor der Rente. Sein Monatsbeitrag liegt bei 1.096,76 Euro (Krankenversicherung 992,21 Euro plus Pflegeversicherung 104,55 Euro). Dieser Beitrag ist also vergleichbar mit dem Beitrag in der gesetzlichen Krankenkasse plus Zusatzversicherung für das Krankenhaus und einer Zahnzusatzversicherung. Das generelle Leistungsniveau ist in vielen Bereichen deutlich besser als in einer gesetzlichen Krankenkasse. Dazu ist im Beitrag selbst ein Beitragsentlastungstarif enthalten, der eine Preisreduzierung von gut 200 Euro ab dem 67. Lebensjahr beinhaltet. Weitere gut 50 Euro Ersparnis ergeben sich aus dem wegfallenden Krankentagegeldtarif (KT), welches ab Rentenbeginn nicht mehr benötigt wird.

Hier wurde also bei Vertragsabschluss vieles richtig gemacht:

Es wurde ein sehr guter Krankenversicherer mit einem leistungsstarken Tarif ausgewählt.
Zur Finanzierung der Beiträge im Alter wurde ein Beitragsentlastungstarif eingebaut.
Außerdem wurde parallel über alle Jahre hinweg Geld angelegt, um damit im Alter die Beiträge gut finanzieren zu können.
Auf Grund eines langfristig überdurchschnittlichen Einkommens als Angestellter ist die gesetzliche Rente ebenfalls auf einem guten Niveau. In diesem Fall war der Wechsel in die Private Krankenversicherung seinerzeit gut geplant und bietet obendrein noch einen hochwertigen Leistungsumfang.

Tipp:

Wenn Sie jung und gesund sind und meinen, dass Sie in den nächsten Jahren noch keinen umfangreichen Krankenversicherungsschutz benötigen: Wählen Sie eine Versicherungsgesellschaft und einen Versicherungsvertrag, der Ihnen relativ flexible Anpassungen ohne erneute Gesundheitsprüfung ermöglicht - und zu Beginn zumindest ein ordentliches Versorgungsniveau bietet.

Dann kann man relativ preiswert in die Private Krankenversicherung einsteigen und nach einigen Jahren den Versicherungsschutz auf ein höheres Niveau umstellen. Viele Versicherer werben mit solchen Optionsrechten. Die Unterschiede liegen hier oft im Detail. Kann man jederzeit in einen besseren Tarif wechseln oder nur zu bestimmten Anlässen? Ist bei einem Wechsel eine erneute Gesundheitsprüfung nötig? Auf gar keinen Fall sollte man sich vorschnell für eine suboptimale Versicherungsgesellschaft entscheiden, nur weil die aktuellen Konditionen besonders günstig erscheinen. Eine Krankenversicherung kann man nicht so leicht wechseln wie beispielsweise eine Autoversicherung. Daher ist eine genaue Analyse und Bewertung sehr wichtig.

Kinder in der PKV

In der gesetzlichen Krankenkasse sind Kinder meistens umsonst mitversichert. In der Privaten Krankenversicherung muss für jede Person ein eigener Beitrag bezahlt werden. Je nach Versicherungsgesellschaft und Tarif liegt der Beitrag pro Kind bei ungefähr 200 bis 250 Euro im Monat. Wenn man in die Private Krankenversicherung wechseln möchte, muss man mit einplanen, wie Kinder versichert werden sollen.

Zukünftige Themen:

- Erstattung von Rechnungen
- Wie ist eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse möglich?
- Welchen Einfluss hat der Gesundheitszustand?

Fortsetzung folgt...

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